Die Kastration – ein viel diskutiertes Thema
Viele Tierbesitzer stellen sich die Frage, ob Sie ihren vierbeinigen Liebling kastrieren lassen sollen oder nicht.
Dies kann auch ein Tierarzt pauschal nicht beantworten, zumindest wenn es um Hunde geht.
Bei Katzen 🐈 ist die Antwort ein klares JA zur Kastration, außer natürlich bei Zuchtkatzen.
Katzen haben einen ausgeprägten Sexualtrieb. Kater verteidigen ihr Revier bis aufs Blut wenn es sein muss und mit den Hormonen im Gepäck kann dies noch viel schlimmer sein als ohne. Der Umkreis, in dem sie sich bewegen, schrumpft mit der Kastration und auch der Verteidigungsdrang wird weniger.
Kätzinnen haben eine induzierte Ovulation, dass heißt sie können ständig und immer rollig werden, sobald sie einer Stimulation ausgesetzt sind. Dies kann auch zur Dauerrolligkeit führen vor allem für die Kätzin puren Stress bedeutet. Wenn es nicht zur Trächtigkeit kommt, kommt es meistens sehr schnell zu Veränderungen der Gebärmutter und nicht selten bekommen schon sehr junge Katzen eine Gebärmuttererkrankung, wie eine Pyometra (Eiter in der Gebärmutter) oder eine Hämometra (Blut in der Gebärmutter), welche dann am besten durch eine Notkastration zu beheben sind. Oft sind diese Veränderungen so stark, dass die OP für die Katzen kein Kinderspiel ist und eine intensive Nachsorge mit Infusionen nötig sind.
Aus Tierschutzgründen ist eine Kastration dringend angezeigt, Katzenleid ist nicht nur im Ausland ein Thema, sondern spielt sich auch genau vor unserer eigenen Tür ab.
Bei Hunden 🐕 ist das Thema Kastration sehr kontrovers zu diskutieren.
Bei Rüden ist eine Kastration nur notwendig, wenn sie aufgrund von Hormonen aggressiv auf andere Hunde reagieren oder eine starke Hypersexualität zeigen, was viel Stress für alle Beteiligten und auch für den Rüden selber bedeutet. Weitere Gründe können Prostatavergrößerungen oder Hodentumoren sein, welche im Alter auftreten können. Bei Kryptorchismus, also Hoden, die nicht abgestiegen sind und im Bauchraum oder in der Leiste zu liegen kommen, ist eine Entfernung dieser Hoden dringend zu empfehlen, da sie durch die wärmeren Temperaturen zur Entartung neigen und die Gefahr einer sehr schmerzhaften Hodentorsion (Hodendrehung) besteht.
Sollte nicht ganz klar sein, ob das unerwünschte Verhalten des Rüden nur durch Hormone bedingt ist, kann dies durch einen Kastrationschip herausgefunden werden. Dieser Chip ist eine chemische Kastration, welcher die Hormone unterdrückt und eine Kastration vortäuscht. Es gibt einen Halbjahres- und Ganzjahres-Chip. Sollte sich das Verhalten während der Wirkung des Chip positiv verändern, raten wir danach zu einer chirurgischen Kastration, da dieser Chip nicht als Dauerlösung angewendet werden sollte.
Bei Hündinnen wird seit Jahren viel über die Kastration gestritten, ob sinnvoll oder nicht, bzw. wann der perfekte Zeitpunkt dafür ist.
Generell ist es leider so, dass wir viele ältere Hundedamen haben, die nicht kastriert sind und uns mit einer Gebärmuttervereiterung vorgestellt werden. Ohne Trächtigkeiten kommt es auch hier schnell zu Veränderungen wie Endometriose, Zysten an den Eierstöcken und im schlimmsten Fall zu Eierstockstumoren oder eben Gebärmuttervereiterungen. Erste Anzeichen sind bereits verzögerte oder ausfallende Läufigkeiten.
Von einer Läufigkeitsunterdrückung mittels Spritze ist absolut abzuraten, da diese die Gebärmutterveränderungen begünstigen.
Der perfekte Zeitpunkt einer Kastration ist zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit. Die Hündinnen sind dann erwachsen und ausgewachsen und eine Osteoporose im Alter wird somit unwahrscheinlicher. Das Auftreten von Gesäugetumoren wird zu diesem Zeitpunkt auch vermindert.
Nach der Läufigkeit muss ca 8 Wochen gewartet werden, bis die Hündin kastriert wird, da die Blutungsneigung in der hormonellen Phase sonst zu hoch ist.
Klare Kontraindikation für eine Kastration ist bereits bestehende starke Gelenksdysplasien bei jungen Hunden (zB HD,ED), da die fehlenden Hormone dies noch verschlechtern können.
Bei jungen Hunden kann es ausreichen eine Ovariektomie durchzuführen, also nur die Entnahme der Eierstöcke, nicht der ganzen Gebärmutter. Dies muss aber im Einzelfall entschieden werden und sollte die Gebärmutter in der OP bereits Veränderungen aufweisen, so muss sie ganz entfernt werden.
Eine Komplikation im Alter, vor allem bei größeren Hunden, kann eine Inkontinenz sein. Diese kann aber durch Medikamente in den meisten Fällen sehr gut eingestellt werden.
Letztendlich sollte die Kastration zumindest bei Hunden immer eine individuelle Entscheidung sein und das Für und Wider abgewägt werden.
Gerne können wir Sie und ihren Vierbeiner beraten.